Typen, die überwiegend extravertierte Intuition für ihre Wahrnehmung bevorzugen, erleben die Welt als einen Ort verborgener Möglichkeiten, den sie auf der Suche nach neuen Assoziationen, nach Mustern und Beziehungen, aus denen sie etwas noch Vielversprechenderes zaubern können, durchforsten. Sie betrachten die Dinge und Ereignisse um sie herum als miteinander verwoben, auch wenn die genauen Verknüpfungen nicht offensichtlich sind. Zugleich sind sie daran interessiert, diesem Netz weitere Verbindungen hinzufügen.

Anwender:

in 1. Funktion ENTP und ENFP; in 2. Funktion INTP und INFP

Prominente Beispiele für Ne-dominante Anwender:

ENTP: Barack Obama, John Cleese, Alice Schwarzer, Benjamin Franklin, Frank Zappa, Voltaire, Gregor Gysi, Katharina die Große
ENFP: Anaïs Nin, Oskar Wilde, Joschka Fischer, Klaus Wowereit, Jesper Juul, Ben Zander ,Sophie Scholl, Ernesto Che Guevara, Fidel Castro

Wenn diese Funktion besonders stark im Bewusstsein ausgeprägt ist, stellen geübte Ne-Anwender oft Folgendes an sich fest:

  • Sie sind in der Regel erkundungsfreudig und neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen; zugleich lassen sich recht schnell von neuen Überlegungen ablenken, sie machen oft einen verspielten Eindruck.
  • Sie sind oft schnell für neue Ideen zu begeistern und stecken andere leicht mit ihrem Enthusiasmus an. Wenn eine neue Idee auftaucht, wirken sie auf ihre Mitmenschen oft wie frisch verliebt. Tatsächlich scheinen sie ihre Ideen mit einer rosaroten Brille zu betrachten und blenden gerade am Anfang ihrer Entdeckung gerne die ihrem genialen Einfall entgegenstehenden Hürden aus.
  • Neue Ideen erlangen zumeist oberste Priorität und beherrschen plötzlich den Alltag. Alte Pläne werden fallen gelassen; erstaunlich schnell werden die eigenen Reserven und die Reserven Dritter mobilisiert. Nicht selten vergessen NPs unter dem verführerischen Einfluss der extravertierten Intuition alltägliche Verrichtungen wie Schlafen und Essen.
  • Sie sind gerne bereit, andere an ihren Ideen teilhaben zu lassen und in den Erkundungsprozess einzubeziehen z.B. in Form von Brainstorming. Dies steht im Kontrast zu dominanten Ni-Anwendern, die sich gerade in der Erkundungsphase ihrer Vision eher bedeckt halten.
  • Manche ENPs entwickeln ihre Ideen schneller als sie in der Lage sind, diese sprachlich zu übermitteln. Entsprechend reden sie sehr schnell und/oder lassen relevante Details beim Erzählen aus. Oft erkennen sie erst während des Redens, die der Verwirklichung ihrer Ideen entgegenstehenden Hindernisse und lassen die Idee oft mitten im Satz fallen. Dies kann für Zuhörer verwirrend sein.
  • Sie suchen sich gerne Anregungen beim Lesen, Schreiben, Austausch mit anderen, Reisen, Film schauen, Musik hören etc.
  • NPs neigen dazu, alle Optionen und Möglichkeiten erkunden zu wollen. Dies führt oft zu Entscheidungsschwierigkeiten. Sie sehen viele Möglichkeiten und scheuen sich vor einer endgültigen Entscheidung, mit der sie sich auf einen Weg festlegen müssten. Alle dominant intuitiven Typen (ENPs und INJs) haben Schwierigkeiten, sich aus dem Prozess der Wahrnehmung zu lösen und sich auf die Umsetzung zu konzentrieren. Je nach Ausrichtung der Intuition sind diese Schwierigkeiten jedoch unterschiedlicher Natur.

Wo dominante Ni-Anwender nicht wissen, wann sie aufhören sollen, ein Thema zu erkunden und anfangen sollten, ihre Erkenntnisse anzuwenden, wissen dominante Ne-Anwender oft nicht, welcher von den vielen Möglichkeiten zum Handeln (die oft noch nicht alle gesichtet wurden), sie sich am ehesten verschreiben sollen. Die Angst vor einer endgültigen Entscheidung und die Befürchtung, sich womöglich für den falschen Weg entschieden zu haben, führt auch zu einer höheren Bereitschaft, sich bei kleinsten wahrgenommenen Schwierigkeiten lieber für einen neuen, vermeintlich lukrativeren Weg zu entscheiden. Gerade ENPs ohne eine ausreichend entwickelte Urteilsfunktion (entweder introvertiertes Fühlen oder introvertiertes Denken) laufen Gefahr, wie Schmetterlinge von Blume zu Blume zu fliegen und am Ende des Tages nichts erreicht zu haben.

  • Besonders ENPs neigen dazu, das Interesse an einer Idee zu verlieren, je mehr die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sichtbar werden. Oftmals setzen andere die aufgegebene Idee im Alleingang um und tragen damit auch die Früchte heim. Viele Ne-dominante Typen arbeiten in Berufen, in denen sie nur die Ideen liefern müssen oder das Potential anderer entdecken ohne für die Umsetzung verantwortlich zu sein.
  • Nicht selten sind ENPs erstaunt, wenn sie feststellen müssen, welche anhaltende Begeisterung sie in anderen ausgelöst haben und gelegentlich auch unangenehm betroffen, wenn sie sich von dritter Seite unter Druck sehen, zu ihren Versprechen stehen zu müssen.
  • dominante Ne-Anwender werden schnell ruhelos, wenn sie sich in ihrem Handlungsspielraum eingeengt sehen, sie keine Optionen mehr wahrnehmen können und sich auch keine Veränderungen abzeichnen.
  • sie sind gerade in der ersten Lebenshälfte wenig besorgt um materielle Sicherheit und Stabilität und schätzen auch die Bemühungen Dritter, eine bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten, eher gering.

ENPs erinnern ein wenig an ESPs. Sie scheinen wie diese ständig bereit zu sein, auf eine neue Situation zu reagieren. Beide Typen gehen zumeist geschickt auf ihr Publikum ein. Während ESPs die konkreten Erwartungen ihres Publikums erfüllen, appellieren ENPs an dessen Vorstellungskraft. Sie wecken Hoffnungen und legen die im Verborgenen schlummernden Sehnsüchte und Wünsche ihrer Mitmenschen frei.

Extravertierte Intuition (Ne) in fortgeschrittener Anwendung
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