Introvertierte Intuition (Ni) ist die Funktion mit den wenigsten Hauptanwendern. Sie ist die dominante Funktion für INFJs und INTJs (INJ-Typen) und die zweite Funktion von ENFJs und ENTJs.

Prominente Beispiele für Ni-Anwender:

INTJ: Isaak Newton, Friedrich Nietzsche, Jean Paul Satre, Roger Waters (Pink Floyd),Jodie Foster, Karl Marx

INFJ: Mahatma Gandhi, Plato, Simone de Beauvoir, Wittgenstein, C. G. Jung, Dostojewski, Cate Blanchett

Geübten Ni-Anwendern fällt es leicht, einen Sachverhalt aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen und zu analysieren. Hierbei gelangen sie oft zu ungewohnten Einsichten, die allgemein anerkannte Konventionen und Gesetze hinterfragen. Dabei sehen sie sich oft mit dem Problem konfrontiert, andere von der Richtigkeit ihrer zumeist recht fragmentarischen Erkenntnisse zu überzeugen.

L. Thomson bezeichnet die aus der introvertierten Intuition folgenden Einsichten als „Züge, die am Rande des sprachlich erfassbaren Wissens entlang fahren. Es gelingt einem nur schwer, Kontrolle hierüber zu erlangen oder gar den Kurs zu bestimmen. Alles was man tun kann, ist seinen Hut zu schnappen, auf das Trittbrett aufzuspringen und zu schauen, wo die Reise hingeht. Bis der Reisende jedoch genügend Informationen erlangt hat, um zu wissen, wo die Reise hingeht, bleibt ihm nur das Festhalten an seiner inneren Überzeugung von der Richtigkeit des eingeschlagenen Kurses.“

„Wie bereits näher beschrieben, dient diese Funktion dazu, unseren Blickwinkel auf einen verfahrenen Sachverhalt zu verändern und uns dadurch neue Perspektiven aufzuzeigen.
Es mag daher ungewöhnlich sein, diese Funktion als Blickwinkel auf die eigene Realität zu wählen. Wenn INJs alles aus verschiedenen, sich gelegentlich sogar gegenseitig ausschließenden, Perspektiven wahrnehmen – auf welcher Grundlage sind sie dann überhaupt handlungsfähig?
Es bleibt zu betonen, dass INJs in dieser Hinsicht ENPs ähnlich sind. Wo ENPs viele verschiedene Möglichkeiten sich zu verhalten erkennen, anerkennen INJs viele konzeptionelle Standpunkte. Sie empfinden hierbei kein Bedürfnis, einen Standpunkt einem anderer gegenüber vorzuziehen. Zum grundlegenden Unterschied zwischen beiden Typen kannst du hier mehr erfahren. “

Wenn diese Funktion im Bewusstsein stark ausdifferenziert ist, stellen geübte Ni-Anwender häufig Folgendes an sich fest:

  • Sie haben ein gutes Gespür für Sprache und nutzen gerne Metaphern; sie sind oft damit befasst, einen Sachverhalt oder eine Stimmung sprachlich perfekt zu beschreiben und stoßen öfter an die Beschränkungen des allgemeinen Sprachgebrauchs. Manchmal sehen sie sich sogar gezwungen, neue Wörter zu erfinden, die ihrem Erleben näher sind.
  • Sie neigen dazu, sich eingehend mit den Grundannahmen und Konventionen ihrer Gesellschaft auseinanderzusetzen und hierbei ihre Aufmerksamkeit besonders auf jene Aspekte dieser Grundannahmen zu richten, die im Widerspruch zu ihrem persönlichen Erleben stehen. Dieser Widerspruch kann ihnen gerade in jungen Jahren schnell das Gefühl vermitteln, nicht dazu zu gehören.
  • Sie eignen sich oft ein sehr umfangreiches Wissen zu sie interessierenden Themen an, wobei sie darauf aus sind, ein tiefes und umfassendes Verständnis der Materie zu erhalten.
  • Gerade dominanten Ni-Anwendern fällt es oft schwer, einen Schlussstrich unter eine Recherche zu ziehen, da sie ständig weitere wichtige Informationen wittern.

L. Thomson bezeichnet das Internet als ein anschauliches Modell um die Funktionsweise dieses Prozesses zu beschreiben: „Information breitet sich fortwährend in alle Richtungen wuchernd aus. Ein Klick mit der Maus und dein gesamter Blickwinkel verändert sich. Du lässt einen Gedanken fallen und bekommst dafür Zugriff auf mehr Daten als du jemals in der Lage bist, zu erfassen.“

  • Je mehr Wissen sie erlangen und je tiefer sie in ein Sachgebiet vordringen, umso schwieriger fällt es ihnen, dieses zu strukturieren bzw. andere Menschen daran teilhaben zu lassen. Sie sind oft erstaunt, wie schwierig es ist, andere Menschen zur Übernahme ihrer Einsichten zu bewegen.
  • Dominante Ni-Anwender sehen sich öfter in der Position eines Spielverderbers, wenn sie allem Enthusiasmus ihrer Mitmenschen zum Trotz eine negative Entwicklung vorhersagen.
  • Geübte Ni-Anwender sind sich ihrer Einsichten in die Zusammenhänge eines Geschehens oft sehr sicher und daher nur schwer vom Gegenteil zu überzeugen.
  • Dominante Ni Anwender neigen dazu, sich gegen aus ihrer Sicht unberechtigte Kritik dadurch zu schützen, dass sie den Angreifer auf den Hintergrund seines vertretenen Standpunktes hinweisen. Daraus leiten sie ab, dass der Gegner gezwungen ist, die Dinge so zu betrachten. Zugleich wird damit unterstellt, dass man jederzeit auch einen anderen Standpunkt einnehmen könnte. Auf diese Art und Weise ersparen sie sich die mühsame Auseinandersetzung mit einem ihnen befremdlichen Standpunkt, laufen aber auch Gefahr, von anderen als unnachgiebig und wenig konstruktiv wahrgenommen zu werden.
  • Viele dominante Ni-Anwender fühlen sich von Symbolen, Träumen, Bildern und Metaphern magisch angezogen. Oft interpretieren sie deren Bedeutung und identifizieren sich stark mit den dahinter verborgenen ewigen Wahrheiten.
  • Lösungen zu komplizierten Problemen kommen oft in Form von plötzlichen Einsichten – sog. Aha-Effekten – die zu jeden Zeitpunkt auftreten können. Derartigen oft als überwältigend empfundenen Momenten folgt oft eine kurze Periode erstaunlicher Klarheit, in der alle offenen Fragen scheinbar gelöst sind und in der die Lösungswege offen auf der Hand liegen.

Für die Erstellung dieses Beitrages wurde Teile von L. Thomson „Personality Type -An Owner’s Manual“ übersetzt.

Introvertierte Intuition in fortgeschrittener Anwendung
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