Sowohl INJ als auch ENP Typen betrachten das Leben als einen Ort voller neuer Möglichkeiten. Beide Typen sind ein Spiegelbild des jeweils anderen: Ihre ersten zwei Funktionen sind dieselben, nur in die jeweils andere Richtung (dies sieht konkret so aus):
Funktion | ENFP | INFJ | ENTP | INTJ |
Dominante | Ne | Ni | Ne | Ni |
Zweite | Fi | Fe | Ti | Te |
Beide Typen verfolgen entgegengesetzte Ziele. ENPs betrachten die Objekte in Bezug auf ihren größeren Zusammenhang. Sie stellen sich ein integriertes „Ganzes“ vor, in welchem die unterschiedlichsten Menschen und Ansichten perfekt miteinander verwoben sind – ein globales Dorf, eine vereinende Theorie, eine Verbindung zwischen den Disziplinen, der Einklang von Körper und Geist.
INJs betrachten einen derartigen Rahmen als geistiges Phänomen, als etwas das wir von innen nach außen tragen. Sie sehen Ganzheitlichkeit nicht als integrierten Endpunkt. Ganzheitlichkeit für INJs ist der chaotische Anfang – der Einfluss von rohen (unverarbeiteten) Außenreizen ohne Bedeutung. INJs sind am wenigsten sichtbar im Entdeckungsprozess. Sie ziehen sich eher von ihren Mitmenschen zurück und verbringen oft viel Zeit damit, nach Worten für ihre Einsichten zu ringen. Bis sie die genaue Übereinstimmungen zwischen dem vorhandenen Vokabular und ihrem inneren Erleben erzielt haben, wissen sie womöglich noch nicht einmal, wonach sie suchen und vermeiden es, andere in die Formulierung ihrer Pläne einzubeziehen.
ENPs machen hingegen verstärkt am Beginn einer sich abzeichnenden Entdeckung auf sich aufmerksam, wenn sie gespannt und optimistisch sind. Sie suchen recht forsch die Bestätigung durch ihre Mitmenschen und laden andere ein, an der Ausformulierung ihrer Ideen und deren Umsetzung teilzuhaben. Das Verhalten von ENPs entspricht eher den Vorstellungen von rechtsdominanten Gehirntypen. Sie verarbeiten ihre konkreten Sinneseindrücke, indem sie diese nach außen tragen und dort in ein größeres Muster einarbeiten – oder anders gesprochen eine verborgene Möglichkeit entdecken. Ein Beispiel hierfür wäre ein ENP Mediziner, der plötzlich erkennt, dass eine Reihe von unerklärlichen Symptomen Teil eines einzigen Krankheitsbildes sind. Aus Sicht eines extravertiert Intuitiven betrachtet, hat der Mediziner keine Zweifel, dass das Krankheitsbild tatsächlich existiert. Das verborgene Muster war immer da, darauf wartend, von jemandem entdeckt zu werden. Wichtig ist es, anderen die Entdeckung mitzuteilen und ihnen klar zu machen, dass das neue Erklärungsmodel mehr Möglichkeiten bietet als das alte.
Introvertiert Intuitive hingegen denken anders. Für INJs sind Muster nicht draußen in der Welt, um entdeckt zu werden. Sie sind ein Teil von uns und unserer Art und Weise, der Unmenge an Informationen, die auf uns einwirken, Herr zu werden. Ein Krankheitsbild ist ein nützliches Konstrukt, aber das ist auch alles: eine Anhäufung von Beobachtungen, verbunden mit einem Label, dass uns mitteilt, was wir sehen können und wie wir damit umzugehen haben.
Angesicht der ernsthaften Auswirkungen auf unser Leben, betrachten INJs solche gedanklichen Konstrukte nicht als Einbildungen oder irrelevante Annahmen. Eher handelt es sich um willkürliche Konstrukte, die einer bestimmten Lebensauffassung entspringen. Aus diesem Grund können sie uns auch zu der Annahme verleiten, dass Mediziner vordergründig mit Heilung statt mit Vorbeugung befasst sind und verstellen dabei unseren Blick für die Auswirkungen einer solchen Annahme.
leicht abgewandelte Übersetzung von Leonore Thomson – Auszug: „Personality Type – An Owner‘s Manual“